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Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
#2
Ich wünsche mir von ganzem Herzen (wieder) mehr Vertrauen. Nicht oft hatte ich dieses Gefühl von Versorgt- und Behütetsein - ein warmes Nest, in das ich mich hineinfallen lassen und ganz los lassen konnte. Als mir von meiner ehemaligen Therapeutin und einigen anderen Experten erklärt wurde, ich sei hochsensibel, habe ich das als Ehrung empfunden. Heute weiß ich, dass wir Hochsensiblen wichtige Lebensschritte übersprungen haben und unsere Kanäle, die nach der Geburt noch ganz offen waren, nicht notwendigerweise weitestgehend verschlossen wurden. Immer alles mitzubekommen, dazu ständig auf der Hut zu sein, ist überanstrengend. Wenn ein Kind aber kein Vertrauen zur Familie, zu sich, zur Welt entwickelt, braucht es diesen Selbstschutz. Auch wenn der einmal ganz und gar dysfunktional sein wird.

Murmeltiere haben auch hochsensible Rudelmitglieder. Die warnen die anderen vor Greifvögeln oder ähnlichen Gefahren durch einen hellen Pfiff. Es ist den Forscher ein Rätsel, mit welchen Sinnen sie einen kilometer entfernten Bussard registrieren. Auf jeden Fall werden sie im Tierreich gebraucht. Und vielleicht brauchen auch die Menschen hochsensible, warnende, aufmerksame Mitmenschen.

Matthias: "in wieweit muss ich meine eigene Freiheit opfern, damit die Kontrollfreaks mir nicht mehr die Hölle heiß machen?" - Opfere ich nicht eher meine Freiheit, indem ich die Kontrollfreaks an mich heran lasse? Oder missverstehe ich deine Aussage?

Als ich im Sommer 2012 eine Radtour mit dem Lebensgefährten meiner Mutter machte und bei sattem Sonnenlicht in einem Biergarten neben einer malerischen Windmühle rastete, da wurde mir so wohl ums Herz wie kaum je zuvor. Ich war erst kürzlich von einer Reise aus Menorca zurückgekehrt. Dort hatte ich alleine die Insel umwandert und bei einer spirituellen Künstlerin gelebt. Ich meditierte jeden Tag zwei Stunden und die Sitzungen wurden immer tiefer und zeitloser. Während der Rast dachte ich daran, dass ich in wenigen Tagen das Baltikum mit einem Rucksack durchqueren würde. Ich spürte wie tief ich in mir selbst verankert war und wie einverstanden ich mit allem sein konnte. Während ich auf den Lebensgefährten meiner Mutter blickte, den ich sehr lieb habe, fühlte ich mich behütet. Die Dinge waren im Lot. Ja, ich vertraute.

Diesen Zustand vermisse ich sehr. So sehr, dass es kaum auszuhalten ist. Ich hoffe, es geht euch anders.

Melvin
The whole man must move together. 
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RE: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser - von Melvin - 16.10.2018, 14:37

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