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Danke Euch beiden für die anregenden Texte.

Ich kannte "digitale Demenz" nur im Zusammenhang mit der Unmöglichkeit, alte Datenträger zu lesen. Datenbänder, Disketten usw,
(29.12.2024, 15:05)Matthias schrieb: [ -> ]In der Steinzeit war der Mensch gezwungen, weite Strecken zu laufen, um zu überleben.

Sagt mein Hausarzt auch. Wink

Zitat:Ähnlich verhält es sich mit dem Denken. Obwohl es aktuell noch eine überlebenswichtige Fähigkeit ist, wird uns diese zunehmend von KI-Systemen abgenommen. Die daraus resultierende degenerative Beeinträchtigung des Gehirns bezeichnet der Neurowissenschaftler Manfred Spitzer als „digitale Demenz“.

Ha, der Mann hat's erfasst! Und kriegt von allen Seiten Prügel.
Also, wenn ein Normalo das Offensichtliche konstatiert, dann heisst es, er sei kein Wissenschaftler und müsse die Beurteilung den Wissenschaftlern überlassen. Wenn ein nach allen standards hochqualifizierter Wissenschaftler es äußert, dann passt es auch nicht - dann heißt es, er ist nicht genügend Fachidiot - und solle das Gärtnern doch besser den Böcken überlassen.

Das fällt überhaupt auf: die Tendenz zu immer extremerer Spezialisierung, mit immer engerem Tunnelblick, die immer weniger Zusammenhänge sehen können. Und der Tenor, dass nur diese hochspezialisierten Spezialisten überhaupt eine fundierte Meinung haben dürfen. Nur dass diese Spezialisten eben auch ihr Brot mit der betreffenden Spezialität verdienen und daher naturgemäß kaum Interesse an einer kritischen Betrachtung haben, und, soweit sie sich öffentlich äußern, das vorwiegend als Lobbyisten tun.

Zitat:Grundsätzlich wissen wir, was unserem Gehirn guttut – wir müssen es nur umsetzen!

Empfehlenswert sind Aktivitäten wie Bewegung an der frischen Luft, das Erlernen neuer Sprachen, Musizieren oder Theaterspielen. Ob und wie jemand diese Möglichkeiten nutzt, bleibt jedoch jedem selbst überlassen.

Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Jeden Montagnachmittag biete ich einen gemeinsamen Spaziergang in der Natur an – ein kostenloses Angebot, das aktuell von nur einer Person wahrgenommen wird. Diesen Menschen unterstütze ich gerne, weil ich weiß, dass er sonst kaum das Haus verlassen würde. Dennoch stoße ich mit solchen Angeboten oft auf Widerstand. Viele ziehen es vor, auf dem Sofa zu sitzen und fragwürdigen Konsuminhalten zu frönen.

Ja nu. Für solche Gelegenheiten interessieren sich halt nur diejenigen, die sich bereits bewusst geworden sind, dass es da einen geistigen Ausgleich braucht.

Zitat:Wir können Menschen motivieren und Anreize schaffen, aber letztlich bleibt es die freie Entscheidung jedes Einzelnen, die sich bietenden Chancen zu nutzen.

Grundsätzlich ja - es ist aber auch und in erster Linie eine Aufgabe der Gesellschaftspolitik, aufzuklären und Risiken zu mitigieren. Leider passiert derzeit das Gegenteil, indem schon Kinder (die naturgemäß eben nicht ganz selbstverantwortlich ihre Entscheidungen treffen können) zu daddelnden Medienkonsumzombies abgerichtet werden.

Was demgegenüber zu fordern wäre, ist zunächst eine umfassende kritische Auseinandersetzung, und vor allem ein striktes Verbot der Diskriminierung von Nichtnutzern. Es kann nicht angehen, dass in Supermärkten günstige Preise davon abhängig gemacht werden, dass man einwilligt, sich ausschnüffeln zu lassen - noch dazu, wenn man dazu eine Vertragsbeziehung mit einem ausländischen Unternehmen (Google, Apple) eingehen muss, dessen Handhabung der Persönlichkeitsrechte zumindest problematisch ist und dessen Kleingedrucktes man ohne einen Patentanwalt für internationales Recht gar nicht versteht.

Und dabei ist die digitale Verdummung nur ein Aspekt des Problems, einer der das Individuum unmittelbar betrifft. Die umfassende Datensammelwut und damit verbundene Mißbrauchsgefahr ist ein weiteres, das man freilich erst zu bemerken neigt, wenn man das Pech hat, direkt betroffen zu sein (weil zB ein Konzern seine Datenbank verschlampt/vergammelt/verkauft hat). Und das gesamtgesellschaftliche Problem, dass durch die informationelle Spezialisierung eine verantwortliche demokratische Entscheidungsfindung zunehmend erschwert wird, und stattdessen Fachidioten als Berater fungieren und de-facto die Gewaltenteilung aushebeln, das wird seine problematischen Auswirkungen erst nach und nach zeigen.

In Brüssel etwa agieren zehnmal soviele beratende Lobbyisten wie Politiker. Die machen dort irgendetwas, aber mit der Bevölkerung hat das schon lange nichts mehr zu tun.
Danke für deinen Beitrag, E8.

Du sprichst hier gleich mehrere Themen an, die dringend näher diskutiert werden müssen.

Kinder und Medienkonsum:
Die Frage, wie Kinder mit digitalen Medien umgehen, ist in der Tat kritisch. Aus medizinischen Studien ist z. B. bekannt, dass der zunehmende Konsum von Social-Media-Inhalten
mit dem rasanten Anstieg von Depressionen und Angsterkrankungen korreliert. Ein verantwortungsvoller Umgang setzt eine gute Medienpädagogik voraus, die Eltern, Schulen und die Gesellschaft gleichermaßen fordert. Pauschale Aussagen über „Medienkonsumzombies“ greifen jedoch vielleicht etwas zu kurz. Kinder und Jugendliche haben durchaus das Potenzial, Medien kreativ und sinnvoll zu nutzen, wenn sie entsprechend begleitet werden. Wichtig ist, dass wir Alternativen und Räume für analoge Aktivitäten schaffen, statt ausschließlich auf Verbote zu setzen.

Diskriminierung von Nichtnutzern:
Hier stimme ich dir zu: Es ist problematisch, dass viele alltägliche Dienstleistungen (z. B. Rabatte, Zugang zu Informationen oder Services) nur noch mit der Nutzung bestimmter Technologien oder Plattformen möglich sind. Dies schränkt die Wahlfreiheit ein und verstärkt soziale Ungleichheiten. Hier wäre es tatsächlich wichtig, gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die sicherstellen, dass keine grundlegenden Rechte oder Vorteile an die Zustimmung zu datenintensiven Geschäftsmodellen gekoppelt werden.

Datensammelwut und Missbrauchsgefahr:
Hier sprichst du einen zentralen Punkt der digitalen Transformation an. Transparenz und Datenschutz müssen essenzieller Bestandteil jeder digitalen Infrastruktur sein. Initiativen wie die DSGVO sind ein Schritt in diese Richtung, doch auch diese Verordnungen stoßen an ihre Grenzen, wenn große Konzerne intransparente Praktiken anwenden. Hier braucht es stärkere internationale Kooperationen und bessere Kontrollmechanismen. Das wäre der Weg, sinnvoll damit umzugehen. Ob dies der Menschheit gelingt, bleibt abzuwarten. Es könnte am Ende auch so ausgehen, dass wir an schlecht durchdachten Kontrollen ersticken.

Demokratische Entscheidungsfindung und Lobbyismus:
Dass Lobbyisten großen Einfluss auf die Politik haben, ist keine neue Entwicklung, aber durch die Komplexität moderner Themenfelder wird dies verstärkt. Es wäre die Aufgabe der Bildungspolitik und unabhängiger Medien, die Bevölkerung besser über die Mechanismen der Macht aufzuklären. Deswegen habe ich auch das Thema Soziale Dreigliederung angesprochen. Es geht mir dabei nicht darum, Werbung für die Anthroposophie zu machen, aber die in der Sozialen Dreigliederung enthaltenen Grundideen sind zumindest eine mögliche Antwort auf diese schwierigen und komplexen Probleme. 

Bei der ganzen Thematik wäre mir wichtig, dass es gelingt, eine Balance zu finden zwischen der Nutzung von Technologie und dem Schutz individueller und gesellschaftlicher Werte.
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