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Das ist natürlich ein Fehlschluss. Dass es Kriege gibt, beweist erst einmal gar nichts. Zunächst müsstest du zeigen, dass dein Gott gegen Kriege ist. Rein theoretisch könnte er Kriege ja auch zulassen, weil sie in irgendeiner Weise in seinen Plan passen – das hast du nicht bewiesen. Aber nehmen wir einmal an, dass Gott Kriege nicht will.
Dann müsstest du als Nächstes zeigen, dass wirklich jeder Krieg, der von Menschen geführt wurde, auch wirklich hätte stattfinden sollen – und nicht vielleicht doch verhindert wurde. Und da fällt mir eine interessante Geschichte ein:
Der sowjetische Offizier Stanislaw Petrow hatte 1983 bereits den Befehl, Atombomben scharf zu machen, weil das Frühwarnsystem einen Angriff der USA meldete. Hätte er den Befehl ausgeführt, wäre ein dritter Weltkrieg mit Atomwaffen die Folge gewesen. Aber er entschied sich dagegen, weil ihm „irgendetwas“ sagte, dass es ein Fehlalarm sein könnte. Später stellte sich heraus: Es war ein Fehlalarm. Das bedeutet, dass Petrow allein verhindert hat, dass es schon längst einen weltweiten Atomkrieg gegeben hat.
Jetzt frage ich dich: Woher willst du wissen, dass nicht genau das Gottes Eingreifen war? Woher weißt du, dass Gott nicht genau in diesem Moment seine Moral, seine Eingebung in Petrow hineingelegt hat, die ihn davon abhielt, den roten Knopf zu drücken?
Du kannst es nicht wissen. Und genau deshalb ist dein Argument, dass Gott „seit 5000 Jahren nicht eingreift“, nichts weiter als eine Spekulation. Denn du müsstest jeden einzelnen Menschen befragen, ob er jemals eine göttliche Eingebung hatte – und selbst dann könntest du nicht sicher sein, ob nicht manche es für sich behalten haben.
Und wenn du jetzt sagst: „Ja, aber wir sehen keinen eindeutigen Eingriff“, dann müsstest du diesen Satz anders formulieren, zum Beispiel: „Gott greift nicht so ein, dass es für uns erkennbar ist.“ Aber auch das ist nicht belegt. Denn es gibt zahllose Menschen, die heute noch behaupten, dass Gott in ihrem Leben eingegriffen hat – durch Visionen, durch Intuition, durch Heilungen, durch Gebetserhörungen.
Also: Dein Argument ist nicht nur spekulativ, sondern komplett haltlos.
Und jetzt drehen wir das Ganze einmal um:
Angenommen, ein Gott hätte bis vor 5000 Jahren eingegriffen – er hätte die Erde gemacht, das Leben erschaffen, den Menschen moralische Grundsätze gegeben – und sich dann plötzlich zurückgezogen. Was dann?
Dann müsstest du doch zugeben, dass dieser Gott entweder:
1. Keine Lust mehr auf dieses Universum hat,
2. Sich einem neuen Universum zugewandt hat,
3. Sich in den Ruhestand zurückgezogen hat, oder – das ist auch möglich –
4. Dass er gestorben ist.
Und weil du keine dieser Möglichkeiten ausschließen kannst, ist deine Religion durch ihre eigene Logik irrelevant geworden.
Die Wahrheit braucht keinen Applaus. Sie gewinnt sowieso.