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Bevor hier alle ganz weg sind...
#24
(22.01.2021, 02:31)Elevation Eight schrieb:
(11.11.2020, 12:29)Melvin schrieb:
Zitat:Elevation Eight: was willst Du erreichen?
Ich denke, ja, da bin ich auch ganz ehrlich, den Egotod. 

Seid ihr überhaupt noch da?
Ja, manchmal - die Pausen zwischen den Zusammenbrüchen werden halt immer kürzer.

Egotod ist ein fetziges Statement, da fällt es schwer was drauf zu antworten.
Und es ist natürlich auch ein richtiges Statement - insofern als das eines der wirklich interessanten und spannenden Dinge ist, die man zu erreichen versuchen kann. Ich würde allerdings meinen, dass man für sowas, wie überhaupt für extreme Begehungen, zuerst eine sehr gute körperliche, geistige und seelische Kondition haben sollte.
Und ja, diese Übung wird einem alle Fragen beantworten - aber man wird daraus auch nicht wirklich etwas gewinnen, die voherigen Baustellen (Wasser schleppen und Holz hacken) werden auch nachher noch da sein.

(15.11.2020, 18:52)Melvin schrieb: Ich weiß nicht, ich stelle ihn mir eigentlich nicht vor. Wahrscheinlich klingt das auch zu martialisch und ich meine eigentlich was ganz anderes.

Na wenn das so ist, dann lass da besser erstmal die Finger davon.

Zitat:Ich will freudvoll sein, das ist wohl wirklich mein Ziel. Dafür bin ich hier. Freude. Freudlosigkeit (Anhedonie) sei eine zentrale Symptomatik des depressiven Syndroms. Ich glaube, dass das Ich in mir macht, dass ich freudlos bin. Es sieht die Welt sehr schwarz, verneint sie, will hinfort. Es ist sehr raffiniert dabei, obwohl ich es schon einige Male durchschaut habe. Ich habe wirklich mehr als einmal durch mein Ego hindurch in die Welt geschaut und das war freudvoll. Mehr als alles andere, das mir je geschehen ist. Vielleicht verstehst du mich nun besser?

(Was ich jedenfalls nie wieder vorhabe: Mich in eine verhaltenstherapeutische Therapie zu begeben, die mit Biegen und Brechen ein verdorbenes Ego aufzrichten bestrebt ist. Bla alles ist erlernt. Bla alles ist verlernbar. Bla Neuroplastizität. Bla bla bla. Anstatt ein Trümmerfeld zu räumen, wäre es doch logischer, dasselbe zu verlassen!?)

Das klingt sehr nach "seelischen Hausaufgaben"... Ich stimme Dir zu, Verhaltenstherapie ist im grunde Dressur - soetwas taugt für Pferde oder Hunde, aber ist nicht menschenwürdig.
Was Du da konkret für eine Hausaufgabe hast, kann ich von hier aus nicht sagen. Aber spirituelles Extrembergsteigen (aka Egotod) ist kaum die Lösung und kann eher noch zusätzliche Probleme anschleppen.

(11.11.2020, 19:08)phaeton schrieb: Es heißt ja ,dass zb. budhistische Mönche ohne jegliches Ego leben...,oder anderst ausgedrückt,dies ihr Ziel bis zur vollendenten Weisheit sei....,was ja über Jahrzehnte des Lernens,bishin zur Selbstaufgabe praktiziert wird...
Wobei das Wort "Selbstaufgabe" nichts anderes bedeutet,sein eigenes Ich vollkommen "hinten anzustellen"...

Es "heisst" sehr viel - aber was heisst das schon? Weisst Du denn was das Ego genau ist, und was es folglich bedeutet, wenn man ohne es lebt? Mit Selbstaufgabe hat das übrigens nichts zu tun, das wäre eine Geschichte der Moral, aber was mit Egotod gemeint ist, ist keine Moralsache, sondern ein konkreter, 'technischer' Vorgang im Bewusstsein.


Du brauchst dazu keine buddhistischen Mönche anbringen. C.G.Jung hat in den Tavistock Lectures erklärt "Das Ich ist ein Komplex wie jeder andere". Und das bedeutet, du kannst das Ich auch auflösen wie jeden anderen Komplex.

Der Geist und die Seele sind nicht abgegrenzt - und sind auch nicht wirklich sterblich. Lediglich unser Körper ist erfahrbar abgegrenzt - und sterblich.
Irgendwann in seiner Entwicklung lernt ein Kind, sich selbst mit seinem Körper zu identifizieren, diesen als abgegrenzt und als getrennt vom Rest der Schöpfung zu verstehen, und das Resultat "Ich" zu nennen. (Wir nennen das den Sündenfall - weil das Getrenntsein von der Schöpfung, aka Gottesferne, die einzige wirkliche Sünde ist.)

Alle Erfahrungen, die man dann im weiteren Leben macht, werden an dieses "Ich" drangepappt - und das ist dann der besagte Komplex.

Den kann man wegnehmen. Also, wenn du dir zB wirklich überzeugend klarmachst, dass du hier und jetzt stirbst, dann wird er sich einfach auflösen, weil er ja nicht mehr gebraucht wird. Das ist aber eine recht fetzige Erfahrung, weil dabei alles, bis so irgendwo zurück ins dritte oder vierte Lebensjahr, zurückrollt und nicht mehr mir dir identifiziert ist, und du wieder im ursprünglichen Zustand von Gottes Unmittelbarkeit landest.


Inwieweit man Gefahr läuft, sich bei so einer Übung in seinen eigenen karmischen Verstickungen, sonstigen Komplexen und Leichen im Keller zu verheddern und übel wehzutun, weiss ich nicht genau. Bei mir hat's funktioniert - ich empfehle es aber nicht weiter, weil die Sache ihren Preis hat: es fällt danach recht schwer, ein normales Sozialleben mit normalen Mitmenschen in einem normalen Gefüge zu praktizieren - weil man nicht mehr auf demselben Level der Interessen und Bedürfnisse unterwegs ist. Im Grunde müsste man sich in eine art religiöse Gemeinschaft begeben, um da ein befriedigendes Miteinander zu haben - vorausgesetzt es gäbe passende solche Gemeinschaften.

Egotod. Heute macht mich dieses Vorhaben traurig. Soeben schaute ich einen sehr hübschen Vortrag über "the power of vulnerability". Vielleicht deckel ich mal wieder meine endlose Scham mit solchen Ambitionen. Findest du dich liebenswert? Ich für meinen Teil denke mir immer: "Da fehlt noch was. Aber ich komm schon noch dorthin". Meinen Selbstwert hab ich eigentlich immer über Dinge, die mich außergewöhnlich machen, definiert. Bloß kein Massenmensch sein. Das ist ein recht anstrengender Lebensentwurf. Was meinst du eigentlich mit "Zusammenbrüchen"? Das mit den Pausen dazwischen liest sich furchtbar. 


Ja, was sind meine seelischen Hausaufgaben? Meine Psychoanalyse drängt mich derzeit stark ins Betrachten meiner Kämpfe. Davon hab ich reichlich in mir. Und die laufen auch täglich ab. Dazwischen sind sehr wenige Pausen. Ich wäre gern verliebt. 

Zitat:Inwieweit man Gefahr läuft, sich bei so einer Übung in seinen eigenen karmischen Verstickungen, sonstigen Komplexen und Leichen im Keller zu verheddern und übel wehzutun, weiss ich nicht genau. Bei mir hat's funktioniert - ich empfehle es aber nicht weiter, weil die Sache ihren Preis hat: es fällt danach recht schwer, ein normales Sozialleben mit normalen Mitmenschen in einem normalen Gefüge zu praktizieren - weil man nicht mehr auf demselben Level der Interessen und Bedürfnisse unterwegs ist. Im Grunde müsste man sich in eine art religiöse Gemeinschaft begeben, um da ein befriedigendes Miteinander zu haben - vorausgesetzt es gäbe passende solche Gemeinschaften
Das hab ich mir gedacht, dass es so ausgehen kann. Jetzt verstehe ich dich ein bisschen besser. Weißt du noch, was dich wirklich zu diesem Schritt animiert hat?
The whole man must move together. 
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RE: Bevor hier alle ganz weg sind... - von Melvin - 22.01.2021, 16:39

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