22.01.2021, 18:27
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.01.2021, 18:29 von Elevation Eight.)
(22.01.2021, 16:39)Melvin schrieb: Soeben schaute ich einen sehr hübschen Vortrag über "the power of vulnerability". Vielleicht deckel ich mal wieder meine endlose Scham mit solchen Ambitionen. Findest du dich liebenswert?
Ich? Keine Ahnung. Das hab ich mich irgendwie nie gefragt. Meine Fragestellung war immer: <wozu bin ich hier, was soll ich hier mit dieser Welt machen?>
Ich meine, als ich in der Schule war, in den 70ern, da hiess es überall: <Alle Gewalt geht immer von Männern aus. Alle Kriege werden von Männern geführt. Alle Unterdrückung und Sklaverei und aller Mißbrauch wird immer von Männern verursacht. Deswegen dürfen Männer nicht geliebt werden.> Das war die neue Politik der '68er', und das galt es zu akzeptieren. Liebenswert zu sein war da von vorneherein schon gar keine Option.
Dann hieß es noch, die Künstler und Musiker, also die Kreativen, die wären vielleicht noch liebenswert - aber für derlei hatte ich überhaupt kein Talent. Und dann hab ich mich natürlich gefragt, was mit mir falsch ist, wieso ich mich für Naturwissenschaft+Technik interessiere (also für den Inbegriff des Bösen und Menschenfeindlichen).
Und dann - in der Schule hatten wir noch eine recht gute Klassengemeinschaft, also da konnte man auch Ideen miteinander austauschen - als ich dann Studieren versucht hab, hab ich schnell gelernt, dass es soetwas nicht mehr gibt, sondern bei allem was man tut geht es nur darum, daß es einem Profit bringt. Auch Bekanntschaften, Beziehungen (sog. "Netzwerke") braucht man nur dazu, dass sie einem nützen.
Liebenswert zu sein ist also auch da irrelevant.
Insofern war meine Motivation für die Suche, dass ich in dieser Welt eh nichts zu verlieren hab, und dass ich wissen wollte, was Gott sich bei dem Scheiß eigentlich gedacht hat. (Antwort ist: gar nix, es sind die Menschen, die derlei Dreck ausgeheckt haben.)
Zitat:Was meinst du eigentlich mit "Zusammenbrüchen"? Das mit den Pausen dazwischen liest sich furchtbar.
Naja, ich bin vor paar Jahren aus dem Job gefeuert worden. Das fand ich nicht allzu schlimm, weil ich dann endlich Zeit hatte, meine eigenen Dinge zu betreiben - ich war im Grunde jede zweite Woche unterwegs irgendwo in Europa, um Erkundungen anzustellen, in gewissen Dingen die mich interessieren. Das war soweit alles schön und gut.
Aber jetzt hab ich schon fast ein Jahr lang mit keinem Menschen mehr ein Wort geredet - und das ist seelisch extrem belastend. Da wird man zum Kaspar Hauser, denn der Mensch ist ein soziales Wesen und hält das nicht aus.
Aber da kann man halt nix machen. Wir sitzen ja jetzt alle nur noch da und warten darauf, dass wir endlich sterben, weil man uns jeden anderen Lebensinhalt verboten hat (und offenbar sind alle glücklich damit).
Zitat: Jetzt verstehe ich dich ein bisschen besser. Weißt du noch, was dich wirklich zu diesem Schritt animiert hat?[/quote]
Naja, ich bin da halt so reingeschlittert. Das war ja nicht geplant - mir war nur klargeworden, dass es mit dem Bewusstsein noch irgendwie mehr auf sich haben muss, was die offizielle Schulweisheit nicht beschreibt. Und da wollte ich halt wissen was da los ist.
Aber im unbewussten Hintergrund war mein Motiv wohl schon die Frage, was sich Gott bei dem Scheiss hier gedacht hat (wobei ich zu dem Zeitpunkt gar nicht erst an Gott geglaubt hab).