06.12.2024, 16:31
(06.12.2024, 10:09)Melvin schrieb: Für mich funktioniert dazu die Betrachtung Guy Debords ("Gesellschaft des Spektakels"): Wir leben in einer Gesellschaft, in der das Leben zunehmend durch Bilder und Inszenierungen ersetzt wird. Das sg. "Spektakel" beschreibt dabei die Herrschaft des Scheins über das Sein: soziale Beziehungen, Waren und Machtstrukturen erscheinen in Form von Bildern, die permanent passiv konsumiert werden. Derweil wird die Wirklichkeit in eine mediale Inszenierung transformiert, die die Entfremdung des Individuums von sich selbst und von anderen vorantreibt. Und über allem steht der Kapitalismus, der das Spektakel als Instrument nutzt, um Kontrolle und Konsum zu fördern. Am Ende stehen Entfremdung und der Verlust authentischer Erfahrungen.
Danke, das hast Du sauber hinformuliert, und in soziologisch anspruchsvoller Sprache.
Praktisch heisst das also, wir haben ein solches Überangebot an Input, der jetzt auch dank moderner Technologie nicht mehr nur Text ist, sondern Bilder und Clips. Und wir kriegen eine Unmenge an "flix" die man jederzeit angucken kann, und auch wenn die weitestgehend inhaltsarm sind, binden sie doch die Aufmerksamkeit und machen süchtig, bzw. es ist einfach bequemer sich sowas anzuschauen als aktiv irgendwas zu machen.
Und wenn man mit den flix fertig ist, dann kann man mit den Computer-games anfangen, von denen es auch unmäßig viele gibt und die alle die Eigenschaft haben dass sie fast unendlich Zeit zu fressen imstande sind.
Vielleicht liegt da auch der Grund, warum die Foren so tot sind: weil die Leute soweit mit Input beschäftigt und saturiert sind, dass sie gar keine Gedanken mehr formulieren wollen.
Und der sog. Kapitalismus hat ja auch keine Wahl, er muss das nutzen was aktuell gespielt wird, um damit seine Aufgabe der Profitmaximierung zu erfüllen.