Die Reiter, die wir riefen

[Voitlanger]

Angenommen, wir nehmen an, Putin hätte tatsächlich ein wie auch immer geartetes Recht, in die Ukraine einzumarschieren – spätestens jedoch in dem Moment, in dem einer seiner Soldaten das erste Mal Gewalt gegen einen Menschen ausübt, wird Notwehr nicht nur moralisch gerechtfertigt, sondern zwingend erforderlich.Wenn du hingegen argumentierst, dass die Menschen in der Ukraine diese Gewalt stillschweigend ertragen sollen, weil dies angeblich im Sinne deines „wirklichen Gottes“ ist, dann offenbart das eine fundamentale Schwäche in deinem Gottesbild. Ein solcher Gott wäre nicht gerecht, sondern würde Ungerechtigkeit, Gewalt und Leid dulden, ja, sogar fordern. Das wirft die Frage auf, wie ein solches Prinzip überhaupt mit Moral vereinbar sein kann.

Hier kommt das Toleranzparadoxon ins Spiel: Wenn wir die Intoleranz – in diesem Fall Putins Aggression – ungehindert gewähren lassen, führt das zwangsläufig zur Zerstörung dessen, was Toleranz und Frieden ausmacht. Notwehr wird somit nicht nur eine pragmatische Notwendigkeit, sondern eine moralische Pflicht, um das Fortbestehen von Gerechtigkeit und Ordnung zu sichern.

Dein „wirklicher Gott“, wenn er Gewaltlosigkeit selbst im Angesicht von Aggression fordert, widerspricht nicht nur den Prinzipien der Moral, sondern auch der Vernunft. Ein solches Gottesbild legitimiert den Täter und unterdrückt die Opfer – das kann weder eine gerechte noch eine moralisch vertretbare Haltung sein. Vielleicht möchtest du noch einmal überdenken, ob ein Gott, der Ungerechtigkeit und Leid akzeptiert, wirklich das Ideal darstellt, für das du ihn ausgibst?