Die Bibel - Gottes Wort ?

[Voitlanger]

Manfred, das sind zwei Fragen, und ich werde sie der Reihe nach beantworten. Zunächst: Wolfgang projiziert. Er überträgt seine eigene innere Dynamik auf mich – ein psychologisches Phänomen, das man als Projektion bezeichnet. Seine Bemühung, mich für seine Zwecke zu instrumentalisieren, und mein Widerstand dagegen, führen ihn dazu, mir nun die gleichen Absichten zu unterstellen, die er selbst verfolgt. Er schließt von sich auf andere, weil er nichts anderes kennt.

Nun zur zweiten Frage. Deine Position scheint zu sein, dass das Universum ohne Gott nicht ins Dasein gekommen sein kann. Aber wenn du sagst, es müsse einen Gott geben, warum nicht mehrere? Warum könnten nicht verschiedene Götter gemeinsam die Schöpfung hervorgebracht haben? Diese Möglichkeit ist doch ebenso denkbar. Ist es so schwer zu akzeptieren, dass die Schöpfung allein keinen Rückschluss darauf zulässt, ob es einen einzigen Gott gibt oder viele?

Philosophen wie David Hume/ Voltaire /Drelling haben diese Problematik schon im Zeitalter der Aufklärung durchdacht. Sie erkannten, dass, wenn ein Gott zu Beginn der Schöpfung alle Parameter einstellt und sich dann aus dieser zurückzieht, der Mensch weder wissen kann, ob es sich um einen oder mehrere Götter handelt, noch ob dieser Gott ewig oder endlich ist, gut oder schlecht, oder ob er überhaupt noch existiert. Diese Ungewissheiten sind von zentraler Bedeutung, denn sie betreffen nicht nur die Natur des Göttlichen, sondern auch dessen mögliche Relevanz für uns.

Die Schöpfung allein liefert keine Antwort auf diese Fragen. Die Vorstellung eines einzigen, personalen, ewigen Gottes wird damit zu einer bloßen Vermutung – nicht weniger spekulativ als die Annahme mehrerer Götter, die im Wechselspiel das Universum gestalten. Wer die Existenz eines Schöpfergottes behauptet, ohne diese fundamentalen Fragen zu klären, spricht letztlich aus Hoffnung, nicht aus Gewissheit. Und Hoffnung, so wertvoll sie sein mag, ist kein Argument.