Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Meister Jesus, Wagners Wotan und Donald Trump
#1
Was eint Wagners Wotan im Ring des Nibelungen mit Donald Trump? Und was trennt ihn von Jesu´ Lehre?

Als ich heute mal wieder im Hintergrund Richard Wagners „Rheingold“ hörte, fiel mir auf, dass Wotans Macht im wesentlichen auf Deals, auf Handel und Verträgen beruht. Schon im ersten Teil der Tetralogie geht es los, da schließt Wotan einen Vertrag mit den Riesen und verpfändet das Wohlergehen und ewige Leben um eines schnöden Baues willen, den er zur eigenen Ehre sich errichten lassen will. Sicher auch zur Verteidigung, aber besonders will er der Größte, Stärkste, Mächtigste sein. Dabei wird seine Macht von Anfang an vom Ring begrenzt, der durch Fluch dem Rheingold entrissen und zu einem grausamen Überwachungs- und Kontrollapparat gemacht wurde von dem von der Liebe und dem Leben enttäuschten Zwerg Alberich. So heißt es:

„Nur wer der Minne Macht entsagt,
nur wer der Liebe Macht verjagt,
nur der erzielt sich den Zauber,
zum Reif zu zwingen das Gold!“

Der Ring, der sein Feld der Macht aus dem Zwang speist, ist jene raue, ungebundene Macht, die für ihre Zwecke über Leichen zu gehen gewillt ist. Nicht groß anders jedoch jene Macht, die durch Verträge, durch Deals entsteht. Beide Formen der Macht stehen sich feindlich gegenüber, sie bilden eine Dualität, darüber hinaus wirkt jedoch etwas, das diesen Machtformen unbekannt ist: Liebe!

Wotan, der alles auf eine Karte setzt, um Walhall von den Riesen errichten zu lassen, verspricht ihnen im Gegenzug, wenn sie dies bis zum Sonnenaufgang schaffen, die Göttin der Liebe (!) Freia, die gleichzeitig in ihrem Garten jene Äpfel hütet, die die Götter verjüngen und somit die Ordnung aufrecht erhalten. Er riskiert also das Überleben der Götter und eine im Chaos versinkende Welt, doch warum? Nun, da ist auch Loge, der Trickser, der, ohne selbst Gott zu sein, von Wotan als Berater angestellt wird. Der riet dem Gotte zu mit dem Versprechen, wenns schief geht, fände er schon einen Trick, wie sie wieder aus der unangenehmen Lage kämen. Nun, es kommt, wie es kommen musste, die Burg steht, die Riesen entführen das Leben und die Götter sinken altersschwach dahin. Einzig Wotan hält sich noch aufrecht und natürlich Loge, der der Äpfel nicht bedarf. Auf sein Anraten hin machen sie sich auf die Wanderschaft in die Unterwelt – zu Alberich, dem Herrscher der Zwerge.

Wenn wir Wotan, den Dealmaker, mit Trump vergleichen, der lieber die Vernichtung des eigenen Landes und Volkes in Kauf nimmt in der Hoffnung, eine seiner Tricks und Betrügereien würden ihm wieder den Hals retten, können wir in Alberich ein Pendant sehen zu Putin. Denn während Wotans Macht mittels Handel immer auf das Commitment Andrer angewiesen ist, ist Alberich der Alleinherrscher, der mit der Macht des Ringes und anderer Zaubergegenstände, wie eines Helmes, der Unsichtbarkeit verleiht und seinen Besitzer in jeder Form verwandelt, seine Herrschaft begründete und erhält.

Wir sehen hier beide Formen von Macht, die der Verträge und die der Gewalt. Mit einem Trick gelingt es Wotan und Loge, Alberich gefangen zu nehmen, das Volk der Zwerge von der Terrorherrschaft Alberichs zu befreien (und da ist ja noch sein Bruder, der auch Ambitionen hegt, aber ich will nicht zu tief greifen) und den Schatz zu rauben (Dealmaker rauben gerne die Anderen aus, darum ist ihnen genauso wenig zu trauen), um im Tausch für den Hort Freia und ihre magischen Äpfel wieder zu erlangen. Natürlich geht das schief, erst will Wotan den Ring für sich, doch die Riesen hatten sich ausbedungen, dass Freya mit Gold zu überschütten sei, bis nichts mehr von ihr zu sehen ist, und durch eine Lücke, in die genau der Ring passt, das Auge Freias noch durchstrahlt. Wotan ist auch hier bereit, alles zu riskieren, was zeigt, dass auch und besonders die Dealmaker in der Gefahr stehen, die letzten Reste an Zivilisiertheit aufzugeben, um die absolute Macht zu erlangen.

Als Alberich all seine Habe inklusive des Ringes beraubt und er wieder frei ist, spricht er noch einen Fluch über den Ring der Macht:

„Wie durch Fluch er mir geriet,
verflucht sei dieser Ring!
Gab sein Gold mir Macht ohne Mass,
nun zeug' sein Zauber Tod dem, der ihn trägt!
Kein Froher soll seiner sich freun;
keinem Glücklichen lache sein lichter Glanz!
Wer ihn besitzt, den sehre die Sorge,
und wer ihn nicht hat, den nage der Neid!
Jeder giere nach seinem Gut,
doch keiner geniesse mit Nutzen sein!
Ohne Wucher hüt' ihn sein Herr,
doch den Würger zieh' er ihm zu!
Dem Tode verfallen, fessle den Feigen die Furcht;
so lang er lebt, sterb er lechzend dahin,
des Ringes Herr als des Ringes Knecht:
bis in meiner Hand den geraubten wieder ich halte!“

Doch dann hat die Erde selbst, Erda, die Wala, die Urweltweise, einen kurzen Auftritt und rät mit eindringlichen Worten Wotan, den Ring den Riesen zu überlassen, was er schließlich auch tut.

„Weiche, Wotan, weiche!
Flieh des Ringes Fluch!
Rettungslos dunklem Verderben
weiht dich sein Gewinn. …
Wie alles war, weiss ich;
wie alles wird, wie alles sein wird,
seh' ich auch:
der ew'gen Welt Ur-Wala,
Erda, mahnt deinen Mut. Drei der Töchter,
ur-erschaffne, gebar mein Schoss:
was ich sehe, sagen dir nächtlich die Nornen.
Doch höchste Gefahr führt mich heut
selbst zu dir her:
Höre! Höre! Höre!
Alles, was ist, endet.
Ein düstrer Tag dämmert den Göttern:
dir rat' ich, meide den Ring!“

Beeindruckt, doch nicht ganz freiwillig überlässt Wotan den Ring den Riesen und das Unheil nimmt seinen Lauf. Aus Gier und Eifersucht erschlägt einer der Brüder den anderen und verwandelt sich dann in den Drachen der Neid, so hütet er den Schatz über die Zeit. Doch auch ihn wird der Todesfluch am Ende durch Siegfried treffen.

Auch Wotan, hier erstmal aus dem Gröbsten raus, kommt jedoch mit seinen Deals nicht ungeschoren davon. Seine irdische Familie, deren Vorfahren er selbst zeugt, verliert er samt Siegfried. Seine liebste Tochter, Brünnhilde, verliert er. Selbst der stolzen Burg Mauern müssen am Ende darnieder sinken, verschlungen von den Fluten des Rheins, die am Ende auch Alberich in dem Moment, wo er seinen Ring zurückzurauben glaubt, verschlingen. Eine Aneinanderreihung von Mord, Betrug und Raub – um der Macht willen. Und auch Trump wird alles verlieren.

Wie kommen wir jetzt zu Jesus, wird mancher fragen? Nun, wie vielleicht einige wissen waren Nietzsche und Wagner lange Zeit beste Freunde und aus dieser gegenseitigen Befruchtung heraus entstand auch „Der Ring des Nibelungen“. Später wandte sich Wagner jedoch den heidnisch-germanischen Themen ab und christlicher Mystik zu, wie im „Parsifal“, was den Bruch zu Nietzsche markiert und beide in erbitterte Feindschaft abgleiten ließ. Denn der Ring kannte keinen Ausweg, er beschrieb das Spiel der Macht und dieses bestimmt die Handlung vom Rheingold bis zur Götterdämmerung. Auch wenn hier eine neue Welt angedeutet wird, gibt es doch keinen Einblick in sie, denn die Kraft, die die alte Welt endet und die neue aufstehen lässt, ist – die Liebe!

Sie findet im Ring wenig Berücksichtigung, die eine Seite dealt lieber zum eigenen Vorteil und Nachteil der Anderen, um Macht aufzubauen, die andere nimmt sich mit Gewalt, was sie glaubt, dass ihr zustünde. Versöhnende Liebe gibt es im Ring nicht und auch die hehrste menschliche Liebe, die zwischen Siegfried und Brünnhilde, wird durch Betrug geschändet und endet mit dem Tod beider, Siegfried wird von Hagen an seiner einzigen verwundbaren Stelle getötet und Brünnhild geht in den Opfertod und lässt sich mit Siegfried verbrennen, was den Fall der Götter auch auf Erden besiegelt. Was wäre geschehen, wenn auch nur einer der Protagonist*innen die wahre Liebe gelebt hätte? So wird das in ein mythisches, kommendes Zeitalter verschoben, nicht hier und jetzt gelebt.

Und das bringt uns zu Jesus. Er bietet einen anderen Weg an, einen, der der Welt zuwider ist, einen, der bedeutet, jeden Besitz, jedes Beharren auf Eigentum zu lösen und liebevoll im Ganzen als Diener des Höchsten aufzugehen und alle Herrschaft dem Ewigen zu überlassen. Ja, echte Liebe lässt uns schon im Leben am kommenden Reich teilnehmen. Wir müssen keine Götter oder Menschen opfern, um Liebe zu leben. Doch Liebe verlangt manchmal von uns selbst das höchste Opfer, das zu geben wir bereit sein müssen, um der Liebe teilhaftig zu bleiben, so wie Jesus am Kreuz. Unseren rechtsextremen Helden dünkt das erbärmlich, weil sie nicht sehen, wie erbärmlich und nutzlos ihr Streben nach Macht ist.

Jesus verdammte jene, die um der Macht willen zur Gewalt griffen. Doch selbst jene Händler, jene Dealmaker, die er aus dem Tempel warf, denn, wie er später selbst sagt, Dealmaker oder sich bereichernde Menschen, für die ist das Himmelreich nicht. Denn nur die Liebenden erhalten Einlass in das kommende Reich und zwar im Moment ihrer Umkehr. In dem Moment, wo wir vollkommen auf Macht verzichten, diese in die Hände des Höchsten zurücklegen und dafür Liebe leben, in dem Moment beginnt das Paradies auf Erden Gestalt anzunehmen. Alberich Putin wird unter Schmerzen alles verlieren. Wotan Trump mag sich eine schöne Zeit im Reichtum zusammenrauben, auch ihm wird alles genommen werden. Keiner von denen erhält Einlass ins kommende Reich. Einzig die Umkehr, die Abkehr vom weltlichen Machtstreben und das sich unterordnen unter das Gemeinwohl und des Vaters Willen kann retten, all dies, was rechten Männern schwach erscheint, ist unsere wahre Stärke und wird die überwinden, die an der Macht festhalten.

Was wäre gewesen, hätte Wotan sich zur Liebe bekannt und aller Verträge gelöst? Was könnte sein, wenn Donald Trump zur Liebe umkehrt und alle Verträge aufgibt? Wir wissen es nicht, aber eines können wir gewiss sagen: Machtstreben wird uns töten. Liebe nur gibt ewiges Leben. Amen


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
           
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
Aegypten_smilies_0002 Harald Lesch zu Donald Trump Eik 0 3.699 15.02.2017, 20:29
Letzter Beitrag: Eik

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 3 Gast/Gäste