(12.01.2025, 16:38)Voitlanger schrieb: (12.01.2025, 16:28)Elevation Eight schrieb: Zusammen mit dem obigen Ausgangspunkt klappt das aber nicht mehr. 
Die Idee, etwas "ausgelöst" zu haben, ist Kausalität (Ursache und Wirkung).
Ursache und Wirkung beinhaltet ein Vorher und Nachher. Einen linearen Zeitverlauf.
Zeit ist aber erst mit dem sog. "Urknall" entstanden. Gibt es ausserhalb des Systems nicht. Also auch keine Ursache und Wirkung. Gleichzeitigkeit. 'En Soph' - grenzenlos in einem Sinne, dass auch die Grenze zwischen Ursache und Wirkung nicht existiert.
Elevation Eight, betrachten wir die Frage der Zeit und der Entstehung des Universums einmal aus einem präziseren philosophischen und logischen Blickwinkel. Es ist durchaus schlüssig anzunehmen, dass der Begriff der Zeit, so wie wir ihn kennen, eine Eigenschaft unseres Universums ist – ein Phänomen, das mit Raum, Materie und Energie untrennbar verbunden ist.
Ja, das hat Einstein in gewissem Sinne gezeigt.
Zitat:Doch daraus folgt nicht zwangsläufig, dass außerhalb des Universums keine Zeitdimension existieren könnte.
Ja richtig. Das ist aber bloß Aussagenlogik: wenn wir wissen, dass in einem bestimmten (beliebigen) System eine bestimmte Größe erzeugt wird, dann sagt das nichts über das aus, was ausserhalb des Systems sein mag.
Um was für ein System es sich handelt, ist dabei gar nicht wesentlich - Aussagenlogik eben.
Zitat:Ein Gedankenspiel wie die sogenannte „Matrix-These“ verdeutlicht dies: Stellen wir uns vor, unsere Realität wäre lediglich eine Simulation, ein Programm. Auch dieses Programm unterläge einer Art von „Zeit“, einer Abfolge von Zuständen, die uns wie unser gewohntes Zeitgefühl erscheinen mag.
In diesen Phantasien (die sehr interessant sind) existiert das Simulationsprogramm auch
innerhalb des Einsteinschen Raum-Zeit Kontinuums - es muss also auch in der Zeit existieren.
Zitat:Doch diese „Programmier-Zeit“ wäre nicht identisch mit der Zeit, wie wir sie wahrnehmen – sie wäre ein Meta-Rahmen, eine Struktur, die unsere existenzielle Ebene ermöglicht.
Ich denke, da muss man unterscheiden. Wenn ich einen Computer starte, dann hat der eine Systemzeit. Wenn ich in diesem Computer nochmal einen virtuellen Computer starte (was ja inzwischen problemlos geht), dann hat der erstmal seine eigene Systemzeit (und man mus technischen Aufwand treiben um dafür zu sorgen, dass die beiden kontinuierlich synchronisisert werden).
Das hat aber nicht viel damit zu tun, dass dieser Computer (es gibt ja in Wirklichkeit nur einen) an einem bestimmten Ort im Universum ist, an dem Zeit abläuft - und
diese Zeit bestimmt sich auf mathematisch-physikalisch verwickelte Weise aus Materie bzw. Gravitation. Letztere beide gibt es aber ausserhalb der Schöpfung nicht, jedenfalls so wie der Urknall verstanden wird.
Zitat:Aus dieser Perspektive könnte man folgern, dass auch das Universum als Ganzes in einem übergeordneten Kontext existiert, der wiederum seine eigene, für uns unerreichbare Zeitachse besitzt.
Das kann natürlich sein. Wenn man eine flache Erde als Axiom voraussetzt, dann kann man ja auch folgern, dss diese auf einer Schildkröte steht, die wiederum auf einem Elefanten steht, der wiederum auf einem Elefanten undsoweiter undsoweiter - aber ist das irgendwie nützlich, bringt es uns irgendwas?
Zitat:Es ist darüber hinaus methodisch fragwürdig, die Unzugänglichkeit einer äußeren Realität als Beweis für ihre Nichtexistenz zu verwenden. Der Schluss, das Universum sei „grundlos“ entstanden, weil wir seine Ursprünge nicht beobachten können, widerspricht der grundlegenden Annahme von Kausalität, die sich in jeder Erfahrung innerhalb des Universums bewährt hat. Kein Phänomen in unserem Universum entsteht ohne Ursache; warum sollte dieses Prinzip für das Universum selbst ausgesetzt werden?
Na, eben aus dem Grund, weil Kausalität implizit eine lineare Zeit voraussetzt, und weil diese Voraussetzung -zumindest in der Form wie wir sie kennen- erst mit dem Urknall entstanden ist.
Damit können wir zwar eine irgendwie geartete Kausalität ausserhalb der Schöpfung aussagenlogisch nicht ausschliessen, aber wir haben Evidenz, um sie zumindest in frage zu stellen.
Eine weitere Evidenz bekommen wir dadurch, dass Kausalität und Logik -wie wir sie verstehen- lediglich ein kulturelles Phänomen zu sein scheint, das dem westlich-abendländischen Denken zu eigen ist.
Im fernöstlichen Raum z.B. hat man es damit gar nicht so viel - bei Naturvölkern noch weniger. Und im Rahmen der Globalisierung weicht diese Idee daher auch zunehmend auf. Guck mal den Film "Arrival" - besser könnte ich nicht erklären, dass es ein Kulturphänomen ist. (Manchmal ist der Villeneuve richtig gut - nur Dune ist zu groß für ihn.)
Zitat:Logisch betrachtet wäre es kohärenter, zu postulieren, dass es eine Ursache für das Universum gibt – eine Entität oder ein Prinzip, das außerhalb unserer Dimensionen von Raum und Zeit existiert. Diese Ursache muss nicht notwendigerweise in unseren Begriffen von Existenz und Kausalität vollständig verständlich sein, aber ihr Vorhandensein ist eine weitaus plausiblere Annahme als das Konzept eines absoluten Nichts, das ohne erkennbare Ursache alles hervorbringt.
Das mag vielleicht logisch kohärenter sein, aber es bringt mir nicht den gleichen Nutzen.
Ich behaupte: es kann
nur eine Schöpfung geben. Die, in der wir existieren.
Es gibt aber unzählige Religionen, die diese Schöpfung erklären wollen. Und die meisten widersprechen sich irgendwie. Da ist also ein Problem.
Nun haben alle diese Religionen einen mystischen Kern, der üblicherweise Eingeweihten vorbehalten ist, und dem Normalsterblichen nicht verständlich.
Mit der Annahme, dass Zeit und Kausalität nur innerhalb der Schöpfung existieren, wird dieser mystische Kern besser verständlich - und dann zeigt sich, dass er in allen Religionen gleichartig ist (einschließlich des Mandenismus).
Und das finde ich im Sinne von Erkenntnis recht nützlich.