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Was mich eigentlich interessiert...
#17
(29.05.2017, 18:35): Eik schrieb: Nun, diese Quellenforschung hat der Autor betrieben und legt ja im Grunde auch dar, woran er die Existenz eines historischen Jesus fest macht, da müssten wir schon im Buch und Detail gehen.

Ja, das ist mir klar, aber um diese Dinge irgendwie einschätzen und bewerten zu können, müsste ich entsprechende Erfahrung mit derartiger Arbeit haben - anderenfalls muss man es einfach so stehenlassen und hinnehmen.
Ich meine, Robert Graves ("Die Weiße Göttin") hat auch Quellenforschung betrieben, und das was er behauptet, ist von dieser Seite her abenteuerlich und kaum haltbar, ist aber dennoch spirituell und mythologisch durchaus valide. Wobei freilich Graves selber ein Poet, ein Barde ist, und von daher implizit den Beweis erbringt für das worüber er schreibt: über die Inspiration eines Wahren Barden durch die Weiße Göttin.

Zitat:Damit kann ich als Konklusion aus dem Inhalt des Buches (eigentlich sind es ja 2 Bücher) nichts anfangen.

Warum auch sollte das eine Konklusion aus diesem Buch sein? Fw.Schultz ist neben Baigent/Leigh einer von denen, die die Wahrheit über Jesus verbreiten. W.Kosack kommt jetzt noch hinzu.
Ob die alle dieselbe "Wahrheit" haben - keine Ahnung. Die wichtigere Frage ist doch: bringt uns diese "Wahrheit" irgendeine Art nützlicher Erkenntnis?
Und eben das kann ich nicht sehen, deswegen hat das für mich vor allem Unterhaltungswert.


Zitat:
Zitat:Insgesamt scheint es sich praktisch nur um Textanalyse und Textkritik zu drehen - was zur Folge hat, dass sehr viel Interessantes gar nicht erst aufscheint, weil man dafür zunächst die Frage stellen müsste, wozu eigentlich Spiritualität betrieben wird.

Textanalyse und Kritik, dient, so wie ich das verstehe, der Wahrheitsfindung

Und ich dachte, Wahrheitsfindung ist etwas für Richter und Anwälte, und für die übrigen gilt: wahr ist etwas dadurch dass man es wahr-nimmt.

Zitat:und Spiritualität, ist schlicht die Suche nach dem eigentlichen Wesen von Existenz, sozusagen nach der Essentia des Lebendigen.

Warum suchen, nach etwas, was sowieso da ist, a-priori und allgegenwärtig?

Vor allem aber: warum sucht man bei einem mutmaßlichen Aufrührer, der vor zweitausend(!) Jahren in Palästina sein Unwesen getrieben hat? Ich versteh ja, wenn man seine Schlüssel lieber unter der Laterne sucht weil es da hell ist - aber unter dieser Laterne ist es doch alles andere als hell!

Okay, sorry, ich bin da wahrscheinlich zu süffisant --- aber da ich denke, dass Du, lieber Eik, im prinzip gar nicht so viel anders denkst wie ich, sollte ich mich vielleicht erklären... (*)

Zitat:
Zitat:Was ich bislang auch noch gar nicht gefunden hab, ist irgendein Hinweis auf das, wonach ich eingangs fragte: eine Grundlage für die Annahme, dass Jesus (so es ihn wirklich gegeben hat) von aristokratischer Abstammung gewesen sei.

Ich weiss, das der Autor einige seiner Thesen nicht, oder nur indirekt erwähnt, aber ich kenne seine Ansicht dazu, die sich eben auf Jahrzehnte Quellenforschung stützt, aber auch nicht zuletzt auf sein "Bauchgefühl" und seine "Spiritualität" und daher hält er, womit er nicht allein steht, Jesus für den Sohn des Bruders (Joseph) von Herodes dem Großen, also ein Mitglied des Königshauses. Dafür gibt es mittelbare Belege im Talmud und im Thomastext. 

Danke. Das ist das was ich wissen wollte.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
(*) Mal der Reihe nach:

Ich bin, wie wohl die meisten, zuerst im Schulunterricht mit sogenannter Religion traktiert worden. Das hab ich mir eine Weile reingetan, und nach ungefähr vier Jahren Schulzeit ist mir etwas aufgefallen: all das , was ich in der Schule gelernt hab, war mir ausgesprochen nützlich: es hat meine Möglichkeiten erweitert, mit der Welt, in der ich lebe, umzugehen, ihre Zusammenhänge zu verstehen und mich in ihr zu bewegen. Mit Ausnahme der Religion: damit konnte ich überhaupt nichts anfangen - das waren Geschichtchen, die heillos altmodisch waren, dazuhin jedem vernünftigen Denken unsinnig erscheinen mussten, die aber doch mit einer ungemeinen Ernsthaftigkeit und Wichtigkeit präsentiert wurden - und die auch in ihrem Stil düster und keineswegs gute Unterhaltung waren. Wie ich das also auffassen sollte, wusste ich nicht, und hab es daher für albern und unsinnig aufgefasst, ohne Verständnis dafür, warum irgendwer soetwas ernst oder wichtig nehmen sollte.

Lange Zeit später ist mir das Thomasevangelium begegnet, und da war mir sofort klar, was das ist und wozu es gut ist. Und nein, ich kann nur wenige der Logions deuten, aber es wird dennoch ersichtlich dass sie Bedeutung tragen und worum es dabei geht.

Was ist also der Unterschied? Die kirchliche Überlieferung richtet sich an Kinder: an Leute, denen man genau sagen muss was sie tun sollen, und auch was sie denken und glauben sollen - Roboter, Zombies. Der Thomastext richtet sich an Erwachsene: an Leute die selber denken. Es werden Fragen aufgeworfen, aber die Antworten nicht gegeben, und zuweilen gibt es auch keine Antworten. Und genau das ist es worum es dabei geht: nicht darum, irgendwelche Erklärungen oder Antworten zu geben, sondern Leute zum Selberdenken bringen, zum bewusst-sein. Das Ding ist eine esoterische Schule im eigentlichen Sinn.
Eben diese Qualität fehlt aber in der romkirchlichen Überlieferung fast vollständlg! Die Evangelien, die ganze Bibel, wie sie bis heute verbreitet wird, ist kastriert! Da ist nichts von dem präsent, was die Kraft erschließt, nur Geschwätze!

Daraus folgt für mich aber auch: es ist eigentlich ohne Belang, wer das Thomasev. geschrieben hat, wie die genaue Quellenforschung aussieht oder ob man irgendwelche Historizität belegen kann. Denn authentisieren tut es sich aus sich selbst: was es ist und wozu, das kann man auf den ersten Blick erkennen - und dann kann man sich daran erfreuen, oder vielleicht auch damit arbeiten. (Wobei das mit dem Arbeiten etwas schwierig ist, weil es uralt ist und die verwendeten Chiffren heute nicht mehr eingängig sind - es gibt modernere Techniken.)

Das ist aber noch nicht alles, es ist nur die Voraussetzung. Der Thomastext ist in streng sachlicher Sprache abgefasst, er adressiert im Bewusstsein unmittelbar nur das Sprachzentrum. Es gibt noch einen anderen Text: Thunder Perfect Mind (und Kosack handelt das bedauerlicherweise auf nur einer Seite ab, um ich-weiss-nicht-was damit zu belegen) - der hat eine andere Qualität, das ist poetisch/bardisch. Das spricht also auch das Rhythmusgefühl an, und damit die Spannungskräfte, die sich im Geist und im Körper manifestieren. Und damit haben wir eine Andeutung von dem, was man Ritualistik nennt.

Nun ist es mit der Ritualistik so, dass sie erst dann gut funktioniert, wenn Grundlagen vorhanden sind. Das ist so ähnlich wie bei einem Staustrahltriebwerk, das erst dann Schub bringt, wenn eine Grundgeschwindigkeit erreicht ist - dann aber ordentlich. Und damit kann man dann die hübscheren Sachen machen.

Und ja, die Ägypter - die hatten viel mehr Interessantes als nur diese Gnosis. Es ist aber auch nicht so dass das alles verloren wäre - es liesse sich wieder erschließen, wenn man das wollte.
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RE: Was mich eigentlich interessiert... - von Elevation Eight - 29.05.2017, 21:48

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