Tochter Gottes

[André K. Buchheim]

Ganz ehrlich, das habe ich alles noch nicht gewusst – ich kenne mich im Christentum ohnehin nicht besonders gut aus. Was du schreibst, klingt durchaus interessant. Mich würde aber noch etwas beschäftigen: Hat die Kirche diese Wahrheit dann bewusst unterdrückt, weil sie Frauen nicht gleichberechtigt sehen wollte? Oder ist diese Sophia-Tradition eher ein eigenständiger Zweig, der sich gar nicht so zentral in der ursprünglichen christlichen Lehre findet?

Soweit mir bekannt hat die Unterdrückung der weiblichen Aspekte schon vor der Niederschrift des Alten Testaments eingesetzt und im Christentum finden wir die Sophia wieder in den gnostisch-christlichen Strömungen. Es ist aber wahrscheinlich, dass der jüdische Gott ein weibliches Pendant hatte. So finden wir im Alten Testament Namen Gottes wie El oder Adonai (Adon/Adonis) für Gott, die alle eine Göttin an ihrer Seite hatten. Da letztlich aber alles auf die Einheit hinausläuft, muss der Schöpfer männlich und weiblich sein, um diese Kräfte zu trennen und so das dynamische Spiel von Raum und Zeit zu initiieren. Streng genommen hat Gott alle Geschlechter oder keins, beide Aussagen sind gleich wahr.