(05.12.2024, 21:09)Elevation Eight schrieb:Die Eso-Keule also..(05.12.2024, 13:54)Melvin schrieb: Das Geboren- und bald auch von der Mama Getrenntwerden ist wohl unser größtes Trauma.
Tja, das wird in der Esoterik verschiedenenorts so erzählt - dass wir alle geburtshalber ganz furchtbar traumatisiert seien. Ich weiss nicht wo diese Idee herkommt und was sie bezweckt, aber ich hab da so einen Verdacht...
Nochmal ausgeführter:
1. Der Mensch beginnt sein Leben in einem Zustand vollständiger Geborgenheit, versinnbildlicht durch den Aufenthalt im Mutterleib. Die Geburt und die darauffolgende Trennung von der Mutter markieren das erste existenzielle Trauma, das im weiteren Leben Spuren hinterlässt.
2. Daraus geht hervor: Eine existenzielle Sehnsucht nach Rückkehr zur Einheit. Die menschliche Sehnsucht nach einer Rückkehr in die „große Einheit“ (Gott, Nirvana, Liebe, Rausch) ist nmM eine universelle Konstante. Warum diese Vorstellung in vielen spirituellen, religiösen, esoterischen und philosophischen Traditionen zentra ist, z. B. im Hinduismus und Buddhismus (Nirvana als Erlösung) oder in der jüdisch-christlichen Theologie (Rückkehr zu Gott), liegt auf der Hand: Weil diese Konzepte einen Weg aus dem Trauma heraus zu gestalten versuchen. Auch die (profitorientierte) Therapie tut das.
3. Gesellschaftliche Vereinsamung und ideologische Gruppierungen: Das moderne Leben wird als geprägt von Individualisierung und Vereinsamung. Die Abwesenheit echter menschlicher Verbundenheit wird durch Ersatzformen kompensiert, wie Lagerbildungen oder ideologischen Gruppierungen. Das lese ich auchl in Durkheims Anomie oder Hannah Arendts Analyse der sozialen Fragmentierung in der Moderne.
4. Die Utopie eines „liebevoll verbundenen Miteinanders“, erscheint mir unerreichbar in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Struktur. Gleichzeitig leide ich darunter, weil ich "zurück in die Einheit möchte".
5. Das Trauma der Geburts ist mit absoluter Sicherheit aufarbeitbar, wenn eine entsprechende Kulturgemeinschaft den neuen Menschen in sich auf nimmt und trägt, wie es vor einigen Jahrzehntausenden der Fall gewesen zu sein scheint. Da wir nicht mehr in einer Gemeinschaft od. Sippe aufwachsen, muss es vor allem die Mama leisten, die es heutzutage sogar oft genug alleine probiert. Dass sie daran scheitert, ist menschlich. Aber diese Spur, die dann zurückbleibt, lässt sich nicht mehr so einfach aufarbeiten. Immerhin: Das ganze wirkt katalytisch auf unsere Wissenschafts-, Religions-, Kultur-genese usf.
The whole man must move together.