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Eine Adventsbotschaft an Manden
#81
Hallo Manfred,
soweit ich das überblicken kann – und wie ich ja schon erwähnt habe, bin ich eher ein Kultur-Christ –, geht die Bibel nicht von einem deistischen Gott aus, sondern von einem theistischen. Es gibt da einen fundamentalen Unterschied zwischen diesen beiden Vorstellungen von Gott, den ich dir gerne kurz erklären möchte:
Ein deistischer Gott ist ein Schöpfer wie dein wirklicher Gott, der das Universum und die Naturgesetze erschaffen hat, sich dann aber aus dem weiteren Geschehen zurückzieht. Dieser Gott greift nicht mehr in die Welt ein, offenbart sich nicht und bleibt passiv. Es ist die Idee eines "Uhrmacher-Gottes", der die Uhr aufzieht und sie dann laufen lässt, ohne weiter einzugreifen.
Ein theistischer Gott hingegen ist aktiv in der Welt präsent. Er greift ein, offenbart seinen Willen durch heilige Texte oder Propheten, beantwortet Gebete und hat eine persönliche Beziehung zu den Menschen. Das ist der Gott der Bibel, der sowohl Schöpfer als auch Lenker der Welt ist.
Die Bibel – und damit die christliche Religion – beschreibt also eindeutig einen theistischen Gott, der nicht nur das Universum erschaffen hat, sondern auch regelmäßig in die menschliche Geschichte eingreift, von der Schöpfung über die Sintflut bis hin zu den Wundern Jesu.
Deine acht Sätze hingegen scheinen eher einem deistischen Verständnis zu folgen, weil sie davon ausgehen, dass Gott seit mindestens 5000 Jahren nicht mehr eingreift. Das widerspricht fundamental der biblischen Vorstellung von einem aktiven und persönlichen Gott.
Vielleicht solltest du dir klarer darüber werden, welche Gottesvorstellung du eigentlich vertrittst, denn da scheint es eine gewisse Unklarheit zu geben. Im Prinzip scheint dein Gottesbild beide Prinzipien, den Deismus und den Theismus, miteinander zu vermischen, was einen grundlegenden philosophischen Widerspruch aufwirft. Auf der einen Seite präsentierst du einen deistischen Gott: einen Schöpfer, der sich nach der Etablierung der Naturgesetze und der Schöpfung vollständig zurückgezogen hat, der weder eingreift noch sich direkt offenbart. Diese Gottheit bleibt passiv und wird ausschließlich durch die Schöpfung erkennbar – sie ist nicht aktiv in der Welt präsent.
Auf der anderen Seite trittst du selbst wie ein Botschafter oder Prophet auf, der von diesem Gott eine spezielle Einsicht erhalten hat – die acht Sätze – und sie den Menschen verkünden soll. Doch genau das widerspricht dem deistischen Konzept, das du gleichzeitig vertrittst. Wenn dein Gott wirklich will, dass die Menschen ihn allein durch die Schöpfung erkennen, warum sollte er dir eine direkte Offenbarung gegeben haben? Und falls dein Gott tatsächlich durch dich spricht, wäre er nicht mehr deistisch, sondern theistisch, da er aktiv in die menschliche Geschichte eingreift, um seine Botschaft zu übermitteln.
Dieser Widerspruch – ein Gott, der sich einerseits zurückzieht, aber andererseits durch dich spricht – lässt dein Gottesbild inkohärent erscheinen. Philosophisch betrachtet bist du hier mit einem Selbstwiderspruch konfrontiert: Du versuchst, zwei unvereinbare Prinzipien miteinander zu verbinden. Ein deistischer Gott würde nicht die Notwendigkeit haben, einen menschlichen Vermittler einzusetzen, während ein theistischer Gott sich nicht darauf beschränken würde, nur durch die Schöpfung zu sprechen.
Dieser hybride Ansatz wirft Fragen auf: Folgt dein Gott einer logischen Konsistenz? Oder projizierst du vielmehr menschliche Erwartungen und Interpretationen auf eine Idee, die du selbst nicht vollständig durchdacht hast? Ohne eine klare Abgrenzung zwischen deistischen und theistischen Eigenschaften bleibt deine Vorstellung vage und widersprüchlich.
Visionen entwerfen, Realität erbauen.
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Nachrichten in diesem Thema
Eine Adventsbotschaft an Manden - von Matthias - 01.12.2024, 17:24
RE: Eine Adventsbotschaft an Manden - von Voitlanger - 08.01.2025, 17:53

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